Beeinflusst das Mikrobiom unseren Schlaf?

Ausreichender Schlaf in Bezug auf die Menge und Qualität ist äußerst wichtig, sowohl für unser Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit als auch für verschiedene Aspekte unseres Wohlbefindens. Chronischer Schlafmangel, der bei fast der Hälfte der westlichen Bevölkerung aufgrund von Lebensstil, beruflichem Stress, sozialen Faktoren, Sorgen, Ängsten, psychischen Problemen, Medikamentenwirkungen und vielen anderen Faktoren auftritt, kann für vielfältige Probleme sorgen.

Der Schlaf wird von komplexen Mechanismen kontrolliert, die von körpereigenen Hormonen, Licht-Dunkel-Phasen und der Verbindung zwischen Darm und Gehirn gesteuert werden. Probiotika können über die Darm-Hirn-Verbindung beispielsweise durch die Regulierung von Darmproblemen auf den Schlaf einwirken.

Die wechselnden Lichtverhältnisse während des Tages und der Nacht, denen wir in einem Zeitraum von 24 Stunden ausgesetzt sind, justieren ständig ein Zentrum im Hypothalamus, einer Region in unserem Gehirn. Informationen von diesem Zentrum werden durch Hormone und andere Botenstoffe an verschiedene Teile unseres Körpers weitergegeben, um unsere inneren Uhren zu synchronisieren. Wenn dieser Rhythmus durch Nachtarbeit, Jetlag, unregelmäßiges Essen oder eine gestörte Darmbesiedelung beeinträchtigt wird, leidet unser Schlaf, unser Wohlbefinden und unser Mikrobiom.

In den letzten fünf Jahren hat die Erforschung der Darm-Hirn-Verbindung stark an Bedeutung gewonnen. Heute weiß man, dass der Darm über drei Hauptwege mit dem Gehirn kommuniziert, wobei der Vagusnerv der direkte Vermittler ist, Neurotransmitter wie GABA und Serotonin von bestimmten Bakterien produziert werden und das Immunsystem die Darmmikrobiom-Zusammensetzung beeinflusst. Bakterien im Darm beeinflussen auch die Entwicklung von Immunzellen, einschließlich spezialisierter Gehirnzellen. Neuroendokrine Hormone beeinflussen wiederum den Verdauungstrakt. Die Interaktion dieser Faktoren wirkt sich auf den Schlaf aus.

Die Stoffwechselprodukte unserer Darmbakterien haben einen positiven Einfluss auf unser Wohlbefinden, abhängig davon, womit wir sie füttern. Zahlreiche Studien haben die Beziehung zwischen der Darmmikrobiom-Zusammensetzung und Schlaf sowie die Auswirkungen chronischen Schlafmangels auf die Darmflora untersucht. Diese Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass Darmstörungen die Darmbarriere durchlässiger machen und chronische Entzündungen verursachen, die den Schlaf negativ beeinflussen.

Die Zukunft der Behandlung chronischer Schlafstörungen könnte darin liegen, das Mikrobiom gezielt zu beeinflussen. Studien haben gezeigt, dass die Einnahme eines Multispeziesprobiotikums über einen Zeitraum von vier Wochen die Gedächtnisleistung verbessern, negative Stimmungen und Ängste reduzieren und die Gehirnaktivität beeinflussen kann. Eine weitere Studie mit fast 10.000 Teilnehmern, die während der Coronapandemie besonderem Stress ausgesetzt waren, ergab signifikante Verbesserungen in der Schlafqualität, Vitalität, psychischen Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Stressresistenz bei täglicher Einnahme eines Multispeziesprobiotikums über zwei Wochen.

Zuletzt zeigen die neuesten Ergebnisse klinischer Studien, dass Darm und Gehirn in einem komplexen, ständigen Austausch miteinander stehen. Störungen auf einer Seite beeinflussen die andere. Die Einnahme hochwirksamer, qualitativ hochwertiger Probiotika über nur zwei Wochen kann die Schlafqualität bereits positiv beeinflussen. Das Mikrobiom könnte in Zukunft ein wichtiger Ansatzpunkt für die Behandlung von chronischen Schlafstörungen sein und dazu beitragen, die Kosten für das Gesundheitssystem durch entstehende Folgeerkrankungen nachhaltig zu reduzieren.

Quelle: “bauchgefühl” Ausgabe 23