Reparierst du gerne?

Heute möchte ich dir zwei Frauen vorstellen, die mir besonders im Gedächtnis geblieben sind. Beide sind lebensfroh, beide sind Anfang 50 – und doch könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Ihre Geschichten zeigen sehr eindrücklich, wie stark unser Lebensstil unser Wohlbefinden beeinflussen kann.

Andrea – wenn der Körper irgendwann die Reißleine zieht

Andrea ist 52 Jahre alt und kam zu mir, weil sie unter ständigen, belastenden Kopfschmerzen litt. Ärztlich wurde alles erdenklich mögliche abgeklärt, die Beschwerden blieben. Bereits in ihrer Jugend war Andrea übergewichtig, was sie schließlich zu einer Magenverkleinerung vor 20 Jahren veranlasste. Bewegung spielt in ihrem Alltag kaum eine Rolle, sie raucht seit ihrer Teenagerzeit und ihre Ernährung besteht überwiegend aus stark verarbeiteten Lebensmitteln mit wenig Ballaststoffen und gesättigten Fettsäuren.

Vor rund einem halben Jahr erlitt Andrea einen leichten Schlaganfall. Plötzlich – ohne Vorwarnung. Die Folgen: Lähmungserscheinungen, eingeschränkte Feinmotorik und die Diagnose Herzschwäche. Bei einer Herzkatheter-Untersuchung wurden drei Stents gesetzt. Seither ist sie auf mehrere Medikamente eingestellt – unter anderem Blutverdünner, Statine und Betablocker.

Trotz ihrer Beschwerden fiel es Andrea schwer, sich auf neue Impulse einzulassen. Veränderung bedeutet Arbeit – und manchmal auch, alte Gewohnheiten loszulassen. Leider konnte ich ihr bisher mit meiner Unterstützung nicht weiterhelfen, weil sie nicht bereit war, neue Wege zu gehen.

Simone – kleine Anpassungen mit großer Wirkung

Simone ist 50 Jahre alt. Ihr Gewicht war nie ein Thema, trotzdem hat sie sich immer schon mit Ernährung beschäftigt. Viel frisches Gemüse, ausreichend Eiweiß, kaum Zucker, keine Softdrinks – eine bunte, nährstoffreiche und bewusst gewählte Kost war für sie selbstverständlich. Bewegung war nie ihr Lieblingshobby, aber sie war nie ganz inaktiv. Und sie rauchte nie.

Simone kam zu mir, weil sie zunehmend schlechter schlief. Medikamente waren für sie keine Option – sie wollte einen natürlichen Weg finden. Schon im ersten Gespräch merkten wir: Volltreffer! Sie war neugierig, offen und interessiert an den Zusammenhängen ihres Körpers. Mit ein paar gezielten Maßnahmen verbesserten sich ihre Schlafprobleme innerhalb kurzer Zeit deutlich.

Inzwischen ist auch Simone in den Wechseljahren angekommen. Und obwohl sie sich insgesamt fit und energiegeladen fühlt, bemerkte sie, dass sich ihr Gewicht langsam veränderte – trotz gleichbleibender Ernährung. Gemeinsam erarbeiteten wir eine neue Routine: 3–4 Mal pro Woche Krafttraining, dazu regelmäßiges Walken an der frischen Luft. Was hat Simone gemacht: Sie hat nicht repariert – sie hat angepasst.

Was diese beiden Frauen verbindet – und was sie unterscheidet

Andrea muss jetzt ihren gesamten Lebensstil überdenken. Ihr Körper hat jahrelang funktioniert – trotz allem. Aber irgendwann reicht es. Irgendwann sendet der Körper Signale, die wir nicht mehr überhören können. Dann heißt es: reparieren, was noch zu reparieren ist.

Simone dagegen war rechtzeitig bereit, innezuhalten und Veränderungen vorzunehmen, bevor es ernst wurde. Ihr Körper hat ihr klare, aber noch sanfte Signale geschickt. Und sie hat hingehört. Jetzt muss sie nichts reparieren – sie justiert fein und lebt im Einklang mit ihren Bedürfnissen.

Und du? Bist du in der Prävention – oder noch im Reparaturmodus?

Unser Körper ist ein Wunderwerk – aber er ist auch ehrlich. Er spricht mit uns. Die Frage ist: Hören wir zu?

Vielleicht erkennst du dich in Andrea wieder – vielleicht eher in Simone. Ganz egal, wo du gerade stehst: Es ist nie zu spät, neue Wege zu gehen. Prävention bedeutet nicht, perfekt zu sein. Es bedeutet, bewusst zu sein. Es bedeutet, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen – mit Herz, Verstand und einer großen Portion Selbstfürsorge.